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Berlin Economics beim Café Kyiv

Berlin Economics hat am 27. Februar am Café Kyiv der Konrad-Adenauer-Stiftung teilgenommen und ein Panel zum wirtschaftlichen Wiederaufbau sowie einen Workshop zur Energietransformation organisiert.

Das Panel wurde von Robert Kirchner, stellvertretender Leiter des German Economic Teams, moderiert. Die Keynote hielt Professor Timofiy Mylovanov, Präsident der Kyiv School of Economics und ehemaliger Minister für wirtschaftliche Entwicklung, Handel und Landwirtschaft der Ukraine. Er beschrieb die wirtschaftlichen Herausforderungen durch Russlands Angriffskrieg und unterstrich zugleich die Widerstandsfähigkeit der ukrainischen Wirtschaft. Die Unterstützung des Landes durch die internationale Gemeinschaft sei hierfür von zentraler Bedeutung.

Im Anschluss diskutierten Thomas Kleine-Brockhoff, Guido Goldman Distinguished Scholar for Geostrategy beim German Marshall Fund, Maria Repko, stellvertretende Leiterin des Centre for Economic Strategy in Kyiv, Heike Freimuth, Leiterin des Berliner Büros der Europäischen Investitionsbank, sowie Reiner Perau, Geschäftsführer der Deutsch-Ukrainischen Handelskammer, über die wirtschaftliche Lage des Landes sowie Fragen des Wiederaufbaus.

Eine enge transatlantischen Abstimmung bei der Unterstützung der Ukraine und des Wiederaufbaus sei von eminenter Bedeutung, so Thomas Kleine-Brockhoff. Nur durch das Zusammenwirken der beiden Blöcke dies- und jenseits des Atlantiks könnten die Maßnahmen, die man für die Ukraine ergreife, ihre volle Wirkung entfalten.

Maria Repko beschrieb die ökonomisch sehr schwierige Lage des Landes. Russland bombardiere gezielt zivile Infrastruktur. Die ukrainische Wirtschaft sei aber durch einen relativ entschlossenen Reformkurs in den vergangenen Jahren resilienter als man anfänglich erwartet habe. Dennoch sei der Finanzbedarf des Landes enorm. Es sei wichtig, dass die internationalen Hilfen schnell ausgezahlt würden.

Die Resilienz der ukrainischen Wirtschaft wurde von allen Teilnehmern bestätigt. Reiner Perau verwies hierbei auf die Bedeutung des Privatsektors. Dieser werde auch einen wichtigen Beitrag zum Wiederaufbau leisten, allerdings bedürfe es dazu Planungssicherheit, die z.B. in Form von Investitionsgarantien geschaffen werden könne.

Klar ist jedoch auch, dass es ohne die Unterstützung öffentlicher Institutionen nicht gehen wird. Heike Freimuth verwies auf die Rolle von EU und EIB, die sich darauf vorbereiteten, eine entscheidende Rolle im Wiederaufbauprozess zu spielen. Beide Institutionen seien bereits stark in der aktuellen Unterstützung der Ukraine engagiert.

Der Wiederaufbau des Landes darf sich nicht allein auf die Wiederherstellung des Status Quo beschränken, sondern muss darüber hinaus u.a. auch klimapolitische Zielsetzungen berücksichtigen. Dies gilt natürlich auch für die Energieerzeugung des Landes. Hierzu organisierte unser Team von Low Carbon Ukraine einen Workshop. Zu den Teilnehmern gehörten Iryna Stavchuk, Projektmanagerin Ukraine bei der European Climate Foundation, Dr. Yulia Rybak, Co-Leiterin des Sekretariats der Deutsch-Ukrainischen Energiepartnerschaft, sowie Valentyn Bondaruk, Experte für internationale Zusammenarbeit bei der Deutschen Energie-Agentur (dena).

Yaroslav Demtschenkov, stellvertretender Energieminister der Ukraine, erläuterte die Leitlinien der ukrainischen Energiepolitik in einer Grußbotschaft. In seiner Videoansprache beschrieb er die Herausforderungen des ukrainischen Energiesektors vor dem Hintergrund der anhaltenden Angriffe Russlands. Gleichzeitig sei die internationale Unterstützung für die Förderung der Energiesicherheit und innovativer Technologien für die Ukraine von großer Bedeutung.

Alle Diskussionsteilnehmer unterstrichen das Engagement der ukrainischen Regierung für eine grüne Energiewende und eine weitgehend kohlenstofffreie Stromerzeugung. Wie Iryna Stavchuk betonte, wird sich die Zukunft des ukrainischen Energiesystems auf erneuerbare Formen der Energieerzeugung sowie auf eine höhere Energieeffizienz konzentrieren.

In der unmittelbaren Zukunft jedoch würde der Schwerpunkt auf der Behebung von Schäden an der ukrainischen Energieinfrastruktur liegen. Im letzten Jahr seien z.B. die Aktivitäten der Deutsch-Ukrainischen Energiepartnerschaft zu einem großen Teil auf Unterstützung von Reparatur und Wiederherstellung zerstörter Infrastruktur, wie z.B. Leitungsnetze und Kraftwerke, ausgerichtet gewesen, so Dr. Yulia Rybak.

Dennoch waren sich auch hier alle Panelisten einig: Allein die Restauration des Status Quo werde nicht genügen, langfristig müsse der Übergang zu einer klimaneutralen Stromerzeugung in der Ukraine gelingen. Dazu bedürfe es einer klaren Vision, die die ukrainische Regierung entwickeln und verfolgen müsse, so Valentyn Bondaruk.